Eventprofis werden Fleischvermarkter

Die Corona-Pandemie setzt der Event- und Messebranche arg zu. Die beiden Brüder Raphael und Simon Büchel haben als Zeltbauer und Messeveranstalter kaum noch Arbeit. Als eine Art Zwischenbeschäftigung lancierten sie Ferdinand Beef. Jetzt wollen sie damit durchstarten.

Autor: Ralph Dietsche

Regionale Frischprodukte, deren Herkunft nachverfolgbar ist, boomen. Die Konsumenten setzen vermehrt auf Qualität und Erlebnis. Solche Erlebnisse bieten die Brüder Raphael und Simon Büchel. Mit der neuen Marke «Ferdinand Beef» setzen sie auf das Hofprodukt Rindfleisch. Der Name für die Produktbezeichnung kommt nicht von ungefähr. «Unsere Familie mütterlicherseits nennt man in der Region «d‘Ferdinändler». Dies als Anlehnung an unseren Urgrossvater Ferdinand Hutter», erklärt Simon Büchel (31), der jüngere der beiden Brüder. Sein «grosser» Bruder Raphael (33) ergänzt: «Wir legen Wert aufs Tierwohl, ein angenehmes Stallklima und kurze Transportwege. Mit unserem Fleisch wollen wir unseren Kunden die Herkunft und den Herstellungsprozess von qualitativ hochwertigem und regionalem Rindfleisch transparent aufzeigen.»

Bewusster Konsum fördern
Mit Ferdinand Beef wollen die Büchel-Brüder den bewussten Fleischkonsum fördern. Einerseits in dem sie Mischpakete mit allen Köstlichkeiten des Rinds verkaufen, andererseits, in dem sie transparent aufzeigen, woher das Fleisch kommt. Die männlichen Kälber für Ferdinand Beef stammen überwiegend von Ostschweizer Höfen und kommen etwa drei bis vier Wochen nach der Geburt auf den Altwies-Hof in Kriessern. Nach rund 12 bis 14 Monaten erreichen die Tiere ihre Schlachtreife. Nach dem Schlachten in St.Gallen werden die Munis in einer kleinen Familien-Metzgerei in Heiden gelagert, zerlegt und portioniert. Die Mischpakete mit Entrecôte, Hohrücken, Hackfleisch, Geschnetzeltem, Gulasch, Plätzli, Burger, Siedfleisch und Braten können vorab bestellt werden. «Mit diesem Konzept wird das Tier erst geschlachtet und komplett verwertet, wenn genügend Abnehmer vorhanden sind. Die Frische ist gewährleistet und so gelangen nicht bloss die Edelstücke an den Konsumenten», erklärt Raphael Büchel.

Vom Messeleiter zum Knecht
Im Stall anzupacken sind sich die beiden Büchel-Brüder von Klein auf gewohnt. Schon früh arbeiteten sie auf dem Bauernhof mit. Raphael Büchel ist inzwischen stellvertretender Betriebsleiter. Sein Bruder bezeichnet sich als Hilfsknecht. Hauptberuflich ist er Messeleiter der Rhema, einer Gewerbemesse mit Tagungen und einem breiten Kultur- und Eventangebot im Rheintal: «Durch die Absage der Frühjahrsmesse mussten wir Kurzarbeit einführen.» Ähnlich erging es seinem Bruder Raphael, der bei einem grossen Zeltbauunternehmen als Projektleiter angestellt ist: «Aufgrund der anhaltend grossen Unsicherheit machten wir uns Gedanken über die persönliche Zukunft und suchten ein weiteres Betätigungsfeld.» Was anfangs als Corona-Projekt gedacht war, soll nun Beständigkeit erhalten. «Die ersten Mischpakete durften wir bereits abgeben. Die Freude an der neuen, zusätzlichen Aufgabe ist so gross, dass wir diese nebst unseren angestammten Berufen auch nach Corona weiterführen wollen. Wir sind hochmotiviert mit Ferdinand Beef durchzustarten und auf die Kundenwünsche einzugehen», sind sich Raphael und Simon Büchel einig. Simon Büchel schmunzelt: «Ideal wäre es natürlich, wenn wir unser Konzept den Messebesuchern an der Rhema vorstellen könnten. Wir müssen kreativ werden, um dies bewerkstelligen zu können, da wir beide an der Regionalmesse auf Grund unseres Hauptberufes stark engagiert sind.» Bis die nächste Rhema stattfindet, müssen sie sich ohnehin gedulden. Denn erst in diesen Tagen wurde die Durchführung der Messe im Jahr 2021 auf Grund der Pandemie-Lage abgesagt.

Bildlegende:
Simon Büchel (links) und Raphael Büchel (rechts) sind die Köpfe hinter Ferdinand Beef.

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